Anguillara Sabazia am Bracciano See:
Rom bietet derart viel, sodass vielen Besuchern nicht die Zeit bleibt, das Umland zu erkunden. Diejenigen, die sich dennoch zu einem Tagesausflug durchringen, wählen meist Ostia Antica mit anschließendem Badestop oder Tivoli mit der Villa adriana und der Villa d'Este. Beides sind lohnende Ziele. Dennoch sei an dieser Stelle der Ort Anguillara Sabazia am Bracciano See nördlich von Rom vorgestellt, da er eine Alternative zu antiken Monumenten und überfüllten Meeresstränden bietet.
Der lago di Bracciano mit einem Umfang von 31 Kilometern ist der zweitgrößte See des Latium. Die kreisrunde Form und der schwarze Lavasand sind letzte Zeugen einer großen Vulkanität im nördlichen Latium. Ursprünglich befand sich anstelle des Sees eine riesige Magmakammer. Diese entleerte sich im Laufe der Jahrtausende durch unzählige Vulkanausbrüche. Der dadurch entstandene Hohlraum unter der Erdoberfläche stürzte schließlich ein und bildete fortan das Becken des Sees. |
Bevor es losgeht
Man erreicht Anguillara am einfachsten mit dem Zug. Von Roma Ostiense, Trastevere und San Pietro fahren halbstündlich Züge nach Anguillara (dir. Bracciano/Viterbo). Die Fahrt dauert etwa eine Stunde. Das Ticket kostet je nach Startbahnhof zwischen 1,10 - 2,40 € (Abweichungen möglich) Da der Bahnhof einige Kilometer vom Ort entfernt liegt, ist ein Shuttlebus (1 € pro Person) eingerichtet, der regelmäßig verkehrt. Am besten steigt man an der Endhaltestelle direkt am See aus. |

Anguillara ist einer von drei Orten am See. Das Örtchen mit knapp 20.000 Einwohnern breitet sich auf einer Halbinsel aus, die schon zu römischer Zeit besiedelt war. Die Römer errichteten hier ihre Aquädukte, die das Wasser des Sees nach Rom brachten. Bis heute stammt etwa das Wasser der Aqua paola am Gianicolo vom Bracciano See.
An Häuserfassaden findet man immer wieder römische Spolien (siehe Photo links), die als Verzierung oder schlicht als billiges Baumaterial über die Jahrhundert verwendet wurden.
An Häuserfassaden findet man immer wieder römische Spolien (siehe Photo links), die als Verzierung oder schlicht als billiges Baumaterial über die Jahrhundert verwendet wurden.

Mit dem Ende des römischen Reiches verschwindet auch Anguillara für knapp 500 Jahre aus den Quellen. Erst im 10. Jahrhundert wird wieder eine famiglia degli Anguillara erwähnt. Der Gründer des Adelsgeschlechts soll der Legende nach die Bewohner von Anguillara von einem Drachen befreit haben, der die Menschen in Angst und Strecken versetzte. Wahrscheinlicher ist wohl, dass ein Ritter eine Bande von Dieben aus diesem Berreich des Sees vertrieb.
Das Wappen der Anguillara, zwei sich kreuzende Aale, ist bis heute in der Stadt präsent. So fließt etwa das Wasser aus dem Brunnen unweit des Stadttores durch die Mäuler zweier aus Eisen gefertigter Aale (siehe Photo rechts).
Das Wappen der Anguillara, zwei sich kreuzende Aale, ist bis heute in der Stadt präsent. So fließt etwa das Wasser aus dem Brunnen unweit des Stadttores durch die Mäuler zweier aus Eisen gefertigter Aale (siehe Photo rechts).
In den folgenden Jahrhunderten wächst der Ort auf der Halbinsel stetig und es entsteht das noch heute sichtbare Stadtbild. Besonders das Adelsgeschlecht der Orsini, die auch mehrere Päpste stellen, fördern die Bautätigkeit und lassen sich unweit ihrer Festung im Ort Bracciano auch hier einen Palast errichten.

Man betritt die Altstadt in der Regel durch die Porta Maggiore (siehe Photo links). Ihre Fundamente gehen bereits auf das 11. Jahrhundert zurück. Jedoch wurde das Stadttor im Verlauf der Geschichte ständig erweitert, sodass die heute sichtbare Verteidigungsanlage mit massiven Mauern auf das 17. und 18. Jahrhundert zurückgeht. Die für Verteidigungsanlage ungewöhnliche Uhr oberhalb des Tores wurde 1772 hinzugefügt.
Durchschreitet man das Stadttor, so gelangt man zur Piazza del Comune. Linker Hand befindet sich eine Terrasse, die ein schönes Panorama über den Bracciano See bietet. In der Mitte der Terrasse befindet sich der bereits erwähnte Brunnen mit den beiden Aalen. Folgt man dem Corso Umberto I, der von der Piazza del Comune beginnt, so gelangt man am Ende des Hügels zur Chiesa dell'Assunta. Die Barockkirche wurde 1765 und 1794 errichtet, nachdem die Vorgängerkirche bereits 1594 teilweise eingestürzt war. Die dreischiffige Kirche ist im Inneren im Stile des Barock ausgeschmückt. Von der Terrasse vor der Kirche hat ebenfalls einen schönen Blick über den See.
Durchschreitet man das Stadttor, so gelangt man zur Piazza del Comune. Linker Hand befindet sich eine Terrasse, die ein schönes Panorama über den Bracciano See bietet. In der Mitte der Terrasse befindet sich der bereits erwähnte Brunnen mit den beiden Aalen. Folgt man dem Corso Umberto I, der von der Piazza del Comune beginnt, so gelangt man am Ende des Hügels zur Chiesa dell'Assunta. Die Barockkirche wurde 1765 und 1794 errichtet, nachdem die Vorgängerkirche bereits 1594 teilweise eingestürzt war. Die dreischiffige Kirche ist im Inneren im Stile des Barock ausgeschmückt. Von der Terrasse vor der Kirche hat ebenfalls einen schönen Blick über den See.
Terrasse mit Brunnen und Blick über den See Corso Umberto I. Blick über den See von der Chiesa dell'Assunta

Vom Corso Umberto I. öffnet sich etwa auf halbem Wege zur Kirche dell'Assunta linker Hand ein überwölbter Durchgang, der noch Mauerteile aus der Römerzeit enthält. Teile der Mauer bestehen aus dem römischen Opus reticulatum (siehe Photo links), das vor allem für das 1. und 2. Jahrhundert nach Christus typisch ist. Diese Bautechnik erkennt man sehr leicht, da annährend quadratische Steine wie ein Netz (lat. reticulatum) angeordnet werden.
Die römische Mauer gehörte ursprünglich zu einer Villa, die einer gewissen Rutilia Polla gehörte.
Die römische Mauer gehörte ursprünglich zu einer Villa, die einer gewissen Rutilia Polla gehörte.

Am Ostende des historischen Stadtkerns liegt der Torrione (siehe Photo rechts). Dabei handelt es sich um einen massiven Verteidigungsturm, der an einem der höchsten Punkte der Stadt angelegt wurde. Der Turm wurde wohl im 15. Jahrhundert errichtet und wie das Stadttor im Laufe der Geschichte immer wieder verändert. Seine massiven Mauern haben die Jahrhunderte trotz bemitleidenswerter Pflege überdauert. Im zweiten der insgesamt vier Stockwerke war ein Gefängnis eingerichtet. Graffiti der Häftlinge an den Wänden zeugen bis heute von dieser Funktion.

Besonders lohnenswert ist ein Spaziergang durch die engen Gassen an der Westseite der Altstadt. Über viele Stufen führen die kleinen Wege vorbei an Kirchen, Häusern und Hinterhöfen. Immer wieder ergeben sich schöne Ausblicke und Photomotive. An der Uferpromande angekommen führt ein Fußgängerweg zu einem kleinen Theater.
Zum Baden bietet sich der schmale Strand parallel zur Straße nach Bracciano an. Die dunkelschwarze Farbe des Sandes weist auf den vulkanischen Ursprung hin.
Zum Baden bietet sich der schmale Strand parallel zur Straße nach Bracciano an. Die dunkelschwarze Farbe des Sandes weist auf den vulkanischen Ursprung hin.