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Spurensuche in der Geschichte - Brudermord am Kaiserhof

Viele der Monumente Roms wurden errichtet um die Macht und den Glanz des römischen Imperiums und deren Kaisern widerzuspiegeln. Auf den Triumphbögen sieht man die heroisch siegreichen Römer und die unterworfenen Barbaren. Die Marmorstatuen der Imperatoren, die heute die Museen der Stadt füllen, standen ursprünglich auf den Plätzen, Thermen und Palästen der Stadt. Die Kaiser ließen sich als siegreiche Feldherrn in voller Rüstung oder zu Pferd, als Priester (pontifex maximus) oder weise Staatsmänner darstellen. Die Portraits der Kaiser gehörten zur Propaganda Maschinerie Roms. Die Triumphbögen berichten von großen Schlachten und herausragenden Siegen.
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San Giorgio in Velabro
Ein Ehrenbogen in Rom fällt in Bezug auf seine Bildsprache aber aus der Rolle - der Argentarierbogen. Die Reliefs erzählen unfreiwillig eine Geschichte, die weitaus tiefer geht als das, was man sieht. Sie berichten von Intrigen, Hass und Mord am Kaiserhof.

Der Argentarierbogen befindet sich sehr versteckt unweit des Bocca della verità bei der Kirche San Giorgio in Velabro (siehe Photo links). Der kleine unscheinbare Bogen wurde wie es die Inschrift wiedergibt im Jahre 204 anlässlich des 10 jährigen Regierungsjubiläums des Septimius Severus (193 - 211 n. Chr.) von den Geldwechseln und Viehhändlern errichtet.
Die Reliefs an Außen- und Innenmauern geben zunächst mehrere traditionelle Themen wieder, die man auch an vielen anderen Bauten findet - Opferhandlungen der Kaiserfamilie, Victorien, besiegte Feinde, Girlanden.

Besonders auffällig sind jedoch fein säuberlich gearbeitete Leerstellen bei den Opferszenen im Durchgang des Bogens. Die Tatsache, dass die drei noch sichtbaren Figuren sehr gut erhalten sind, während mindestens 2 Figuren komplett verschwunden sind, lässt den Schluss zu, dass die verlorenen Figuren bewusst getilgt wurden.
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Detailansicht - gefangene Parther
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Severer Bogen am Forum Romanum
Die Lösung des Rätsels der freien Stellen liegt in der Familiengeschichte der Severer. Der Kaiser, der seit 193 n. Chr. an der Spitze des römischen Reiches steht, gilt als außerordentlich beliebt. Er führte zahlreiche erfolgreiche Feldzüge gegen Parther im Osten, er eroberte sogar deren Hauptstadt Ktesiphon. Der nach ihm benannte Septimus Severus Bogen (siehe Photo links) zeigt diese Siege in einer bildreichen Sprache. Der Imperator lässt aber auch Rom wieder erneuern. Bis zum heutigen Tag finden sich zahlreiche antike Bauten, die seinen Namen in Inschriften tragen, als Erinnerung für die Restaurierung, etwa das Pantheon oder die Porticus octavia.

Die militärischen Siege können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es am Kaiserhaus extreme Spannungen gibt. Die Kaiserin Julia Domna, die beiden kaiserlichen Söhne Carcalla und Geta sowie der mächtige Prätorinerprefekt Plautius spinnen um Septimius Severus ein Netz aus Intrigen, Verleumdungen und Einschüchterungen, um den jeweiligen Einfluss zu vergrößern.
Auf den Reliefs der Innenseite des Argentarierbogens finden wir drei der genannten Personen - Septimius Severus mit seiner Frau Julia Domna beim Opfer (siehe Photo rechts) sowie auf der gegenüberliegenden Seite den einsam wirkenden Caracalla.

Die Leerstelle neben Caracalla ist so groß, dass man mindestens eine weitere, wenn nicht sogar zwei Personen ergänzen kann. Beim Relief mit dem Kaiserpaar weist die Leerstelle auf eine weitere Person neben der Kaiserin hin.

Einige Historiker vermuten, dass ursprünglich eventuell sogar zwei Personen neben dem Kaiserpaar dargestellt waren.
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Septimius Severus und Julia Domna
Der römische Geschichtsschreiber Cassius Dio beschreibt die Verhältnisse am Kaiserhof der Severer. Es gibt vor allem zwei bedeutende Spannungsverhältnisse. Septimius Severus hält viel von seinem Prätorianerprefekten Plautius, der jedoch von Julia Domna und den Söhnen gehasst wird. Plautius sucht seinen Einfluss zu erweitern und es gelingt ihm seine Tochter Plautia mit dem jungen Kaisersohn Caracalla zu verheiraten und somit Teil der Kaiserfamilie zu werden. Die Heirat wurde gegen den Willen der Kaiserin, Caracallas und wohl auch Plautias vollzogen.

Nach mehrmaligen Verstimmungen zwischen dem Kaiser und dem Präfekten bringt Plautius schlussendlich eine Intrige von Caracalla zu Fall. Dem Prätorianer wird eine Verschwörung vorgeworfen, er wird vor den Kaiser zitiert wo er auf Befehl Caracallas ermordet wird. Caracalla verbannt danach seine Frau und Tochter des Plautius nach Lipari. Einige Jahre später wird er sie umbringen lassen.
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Caracalla beim Opfer -die unverhältnismäßig große Leerstelle links neben ihm lässt auf weitere Personen schließen, die ursprünglich dargestellt waren
Der zweite, noch dramatischere Krisenherd entwickelt sich zwischen den beiden Kaisersöhnen, Caracalla und Geta. Septimius versucht aktiv den Zusammenhalt der Familie zu demonstrieren. In Inschriften werden immer er und seine beiden Söhne genannt. Obwohl ihr Vater immer wieder den Zusammenhalt einfordert und beide Söhne als Nachfolger bestimmt, entwickelt sich noch in den letzten Jahren der Regentschaft des Vaters ein Konflikt, der nach dem Tod des Septimius Severus offen entflammt. Beide Söhne umgeben sich mit Leibgarden und suchen die Beliebtheit beim Heer zu vergrößern. Schlussendlich gelingt es Caracalla unter Mithilfe seiner Mutter, Geta in einen Hinterhalt zu locken und ihn umbringen zu lassen. Damit ist der Weg für Caracalla als Alleinherrscher frei. Caracalla ordnet an, seinen Bruder und wohl auch seine Frau vergessen zu machen. Damnatio memorie nannten die Römer die Tilgung sämtlicher Darstellungen und Inschriften.
Die Leerstellen am Argentarierbogen sind ganz eindeutig die Folge dieser damnatio memorie. Mit Sicherheit befand sich bei der Errichtung des Bogens Geta unter den dargestellten Figuren. Er wird oftmals neben seiner Mutter Julia Domna ergänzt oder auch neben seinem Bruder Caracalla. Auch Caracallas Frau Plautia und deren Vater werden als weitere Figuren vermutet, zumindest lässt dies die Rekonstruktion der ursprünglich Inschrift vermuten.

Zwar ließ Caracalla auch die Inschrift so umändern, dass nur mehr er und seine Eltern erwähnt werden. Man erkennt jedoch die Spuren dieser Abänderungen in der dritten Zeile der Inschrift. Die Buchstaben werden ab etwa der Mitte der Zeile etwas kleiner und folgen mit deutlich weniger Abstand aufeinander. Allerdings ist es möglich, das Original zu rekonstruieren. In der ersten Inschrift aus dem Jahre 204 n. Chr. werden neben Geta sowohl Plautia als auch Plautius genannt. Das könnte ein Hinweis sein, dass ursprünglich 6 Personen dargestellt wurden.
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abgeänderte Inschrift auf dem Argentarier Bogen 
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abgeänderte Inschrift auf dem Severer Bogen
Der Argentarierbogen ist nicht das einzige Monument, das die damnatio memorie beweist. Wenn man genau die Inschrift am Septimus Severus Bogen betrachtet, fällt auf, dass die gemeißelte Inschrift nicht mit den Verankerungen für die Bronzeletter übereinstimmt. Der ursprüngliche Wortlaut  P . SEPTIMIO . GETAE . NOBILISSIMO . CAESARI . OPTIMO wurde durch OPTIMIS . FORTISSIMISQVE . PRINCIPIBVS ersetzt.

Caracalla entledigte sich durch brutale Gewalt seines Bruders und zahlreicher seiner Widersacher. Allerdings sollte auch er keines natürlichen Todes sterben. Cassio Dio überliefert die Intrige um den Kaiser, die schlussendlich zu seinem Tode führte.
Er wurde 217 n. Chr. nahe Edessa als er seine Notdurft verrichtete, aus kurzer Distanz erdolcht. Mit ihm starb die männliche Linie der Severer aus. Der Nachwelt bleibt Caracalla bis heute in Erinnerung - als brutaler Herrscher, als Erbauer der gleichnamigen Thermen, als Reformator mit Constitutio Antoniniana und als siegreicher Feldherr.