1. Spaziergang: Von der Place de la Bastille zum Jardin du Luxembourg:
Unser erster Spaziergang beginnt an einem geschichtsträchtigen Ort, der Place de la Bastille. Bis zur französischen Revolution befand sich hier eine Festung, die als Gefängnis und Munitionslager genutzt wurde.
Am 14. Juli 1789 "stürmten" aufgeheizte Anhänger der Revolution das Gefängnis um die Gefangenen zu befreien und vor allem an Munition zu gelangen. Der 14. Juli (bis heute franz. Nationalfeiertag) gilt als symbolischer Beginn der französischen Revolution. Vom Gefängnis, in dem u.a. der Marquis de Sade einsaß, ist so gut wie nichts erhalten. Bereits zwei Tage nach der Erstürmung begann man mit dem Abriss. Heute erinnert nur eine kleine Tafel an die ehemalige Festung. Östlich des Platzes befindet sich die "neue" Opera Bastille. die Junisäule an der Place de la Bastille
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Bevor es losgeht:
Der Spaziergang beginnt an der Place de la Bastille an der Grenze zwischen 4. und 11. Arrondisment. Der Platz liegt östlich des Maraisviertels. Von der Place des Vosges sind es ca. 5 - 10 Minuten zu Fuß. Des weiteren halten 3 U - Bahnlinien an der Bastille: die gelbe Linie Nr.1 Château de Vincennes - La Défense die orange Linie Nr. 5 Bobigny Pablo Picasso - Place d'Italie die lila Linie Nr. 8 Créetil - Pérfecture - Balard Länge des Spaziergangs: 3,7 km Übersichtskarte 1:
Übersichtskarte 2:
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Die Julisäule in der Mitte des Platzes erinnert nicht an die Revolution 1789, sondern an jene im Juli 1830. Damals wurde der letzte Bourbone Karl X., der die Macht des Adels wieder herstellen wollte, durch das Bürgertum in blutigen Auseinandersetzungen gestürzt und durch den sog. "Bürgerkönig" Louis Philippe abgelöst.
Die 1833 errichtete Kupfersäule (Höhe 52 m) trägt die Namen jener 504 Pariser Bürger, die während der Julikämpfe ums Leben kamen. Bekrönt wird die Säule von einem fast 5 Meter großen "Genius der Freiheit".
Die 1833 errichtete Kupfersäule (Höhe 52 m) trägt die Namen jener 504 Pariser Bürger, die während der Julikämpfe ums Leben kamen. Bekrönt wird die Säule von einem fast 5 Meter großen "Genius der Freiheit".
1848 wurde die Julisäule zudem zu einer Gedenkstätte für die Februarrevolution, die in diesem Jahr stattfand.
Wir verlassen nun die Place de la Bastille und treffen nach einigen Metern in südöstlicher Richtung bereits auf den Hafen Port de l'Arsenal. Man hat die Möglichkeit durch einen kleinen Park, der parallel zum Hafenbecken verläuft Richtung Seine zu spazieren. Der seit 1983 für Freizeitboote geöffnete Port de l'Arsenal ist innerhalb des 130 Kilometer langen Pariser Kanalnetzes der größte innerstädtische Hafen. Er liegt 3 Meter erhöht über dem Niveau der Seine, sodass eine Schleuse den südlichen Abschluss des Hafens hin zum Fluss bildet.
Es lohnt immer wieder ein Blick zurück, da die Julisäule mit dem vergoldeten Genius auch noch von weitem beeindruckend zu sehen ist. |
der Port de l'Arsenal
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Les Jardins des Plantes
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Vom Südende des Hafens ist es nicht mehr weit bis zur Pont d'Austerlitz, die über die Seine führt. Von der Brücke hat man bereits einen schönen Blick auf die Rückseite von Notre Dame auf der Ile de la Cité. Am Ende der Brücke liegt der Eingang zum Jardin des Plantes. Die königlichen Gärten aus der Zeit Ludwig XIII. beherbergen heute einen botanischen und zoologischen Garten, die beide dem renommierten Muséum national d’histoire naturelle unterstellt sind.
Auf dem Areal geben Museen und Schaubeete Auskunft über Evolution, Pflanzenarten und Gartenbaukultur. Der Zoo gilt als der älteste wissenschaftlich geführte Zoo der Welt und ist besonders bei jungen Familien mit Kindern beliebt. Der Park eignet sich aber auch vorzüglich, um eine Auszeit vom hektischen Treiben in der Stadt zu nehmen. |
Wir verlassen den Jardin des Plantes an seiner Nordwestecke an der Kreuzung der beiden Strassen Rue Linné und Rue Cuvier. Der Brunnen an der Ecke wurde nach George Cuvier benannt, der als Begründer der Paläontologie gilt.
Er untersuchte u.a. die Anatomie verschiedener Lebewesen und verglich systematisch alle Ähnlichkeiten und Unterschiede. Diese Studien ermöglichten ihm, aus der Existenz einiger Knochen die Gestalt anderer Knochen und die zugehörigen Muskeln abzuleiten. So gelang ihm schließlich die Rekonstruktion eines ganzen Tierkörpers aus nur wenigen Teilen. |
La fontaine Cuvier
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Vom Brunnen folgen wir der Rue Linné ca. 100 Meter nach Norden bevor wir linker Hand in die Rue des Arènes einbiegen. Nach ca. 50 Meter öffnet sich rechter Hand ein grünes Tor, das zu einem kleinen Kinderspielplatz führt. Über eine Treppe gelangt man in das römische Amphitheater von Paris.
die römische Arena
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Neben den römischen Thermen zeugt die Arena von der fast 500 jährigen Präsenz der Römer an der Seine. Unter Julius Caesar wird 51. v. Chr. eine Veteranenkolonie namens Lutetia gegründet. Die Stadt dürfte jedoch im Imperium romanum nie von so großer Bedeutung gewesen sein, wie später im Mittelalter. Es wird geschätzt, dass zur Blütezeit in etwa 10.000 - 15.000 Menschen in Lutetia lebten.
Das Amphitheater war wichtiger Bestand der Stadt, zumal sich Gladiatorenspiele im römischen Reich großer Beliebtheit erfreuten. Mit dem Ende des römischen Reiches verfiel auch die Arena und geriet schlussendlich völlig in Vergessenheit. Erst 1869 stieß man durch Zufall auf die Ruinen. In den Folgejahren wurde das Amphitheater erforscht und restauriert. Besonders gut erhalten hat sich der ovale Kampfplatz, in der die Gladiatoren- und Tierkämpfe abgehalten wurden sowie ein Teil der Zuschauerränge. |
Nach dem Besuch der Arena folgen wir der Rue des Arènes noch etwas bergauf bis wir die Place B. Fondane erreichen. Der Platz ist dem jüdischen Poeten und Philosophen Benjamin Fondane gewidmet, der 1944 im Konzentrationslager Ausschwitz ermordet wurde. Über eine Doppeltreppe (Photo) gelangen wir in die ruhige Rue Rollin. Auch in dieser sehr ruhigen Straße weisen Erinnerungstafeln an die Verbrechen der Nationalsozialisten und der Vichyregierung an den Juden hin.
Die Rue Rollin mündet in die Rue de Cardinal. Eine Marmortafel am Haus Nr. erinnert an Ernest Hemingway, der hier von 1922 - 23 lebte. Unter seinem Namen steht ein Auszug aus seinem posthum veröffentlichten Werk "Paris - ein Fest fürs Leben"
"Das war das Paris unserer Jugend
zu einer Zeit, in der wir sehr arm und sehr glücklich waren"
"Das war das Paris unserer Jugend
zu einer Zeit, in der wir sehr arm und sehr glücklich waren"
Nur wenige vom Haus, in dem Hemingway wohnte, entfernt liegt die Place de la Contrescarpe, das Zentrum des ursprünglichen Arbeiterviertels Faubourg St. Medard. Hier haben sich noch zahlreiche verwinkelte Sträßchen und Gassen erhalten, da das Bauprogramm des Baron Haussmann mit den großen Boulevards diesen Teil der Stadt aussparte.
Die Arbeiter wurden mittlerweile von Touristen und Studenten verdrängt, jedoch hat das Viertel einen Teil seines Charmes erhalten können. Um die Place de la Contrescarpe gruppieren sich zahlreiche Cafés und Lokale, die zum Verweilen einladen.
Die Arbeiter wurden mittlerweile von Touristen und Studenten verdrängt, jedoch hat das Viertel einen Teil seines Charmes erhalten können. Um die Place de la Contrescarpe gruppieren sich zahlreiche Cafés und Lokale, die zum Verweilen einladen.
Wir verlassen den Platz durch die Rue Descartres, vorbei an Restaurants und Imbisslokalen aus aller Welt. An der Kreuzung mit der Rue Clovis angekommen, biegen wir links ab und erblicken bereits die Rückseite der Kirche St. Etienne du Mont.
St. Etienne
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Die dem Heiligen Stephan (frz. St. Etienne) geweihte Kirche zählt zu den ältesten Sakralbauten von Paris. Bereits der Frankenkönig Chlodwig (frz. Clovis) ließ auf den Ruinen eines Trajantempels eine erste Kirche errichten. Der jetzige Bau wurde im späten 15. Jahrhundert begonnen und Mitte des 17 Jahrhunderts vollendet. Begonnen wurde St. Etienne noch im spätgotischen Stil und später von Renaissance Elementen überlagert. Die Fassade aus dem frühen 17. Jahrhundert bildet den architektonischen Abschluss der Bauarbeiten. Das Hauptportal mit 4 korinthischen Halbsäulen und Dreiecksgiebel erinnert an einen antiken Tempel. Im Tympanon über der Eingangstüre ist das Martyrium des Heiligen Stephanus dargestellt. Ein Engel reicht dem Heiligen die Märtyrerpalme während rechts sitzend, Saulus seine Zustimmung zur Steinigung gibt.
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St. Etienne liegt im wahrsten Sinne im Schatten des Panthéon, das sich nur wenige Meter von der Kirche entfernt befindet. Der monumentale Bau dient heute als Mausoleum für die großen Söhne und Töchter Frankreichs. Voltaire, Jean Jaques Rousseau oder Victor Hugo fanden hier ihre letzte Ruhe.
Konzipiert war der Bau allerdings zunächst als Kirche. Ludwig XV. gelobte nach Genesung von einer schweren Krankheit eine neue Kirche zu errichten. Aufgrund von Geldmangel zogen sich die Bauarbeiten hin. Als Vorbild diente bis zu einem bestimmten Grad das Pantheon in Rom. Der Bau selbst konkurrierte aber noch weitaus mehr mit dem Petersdom und St. Pauls in London. 1790 war der Kirchenbau schlussendlich fertiggestellt. Jedoch hatten die Revolutionäre andere Pläne für den Sakralbau. Es sollte eine Ruhmeshalle für Frankreichs berühmteste Bürger werden. 1791 wurde Voltaire mit großem Prunk ins Panthòn überführt. Heute sind über 70 bedeutende Persönlichkeiten Frankreichs im Panthéon beigesetzt. |
Detailansicht des Panthón
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Vom Panthéon sind es nur mehr wenige Meter der Rue Soufflot folgend bis zum Jardin du Luxembourg, unserem Endpunkt. Der 26 Hektar große Park bietet zahlreiche Freizeit- und Vergnügungsangebote. Neben Spiel-, Tennis- und Basketballplätzen gibt es ein eigenen Boulodrom, in dem vor allem ältere Herrn ihrem Vergnügen, dem Boule oder Boccia, nachgehen. Vor der Gartenfassade des Schlosses befindet sich ein Wasserbecken, in dem selbstgebastelte oder gemietete Modellboote im Wind segeln. Freiluftkonzerte finden unter einem Musikpavillon beim Haupteingang am Boulevard Saint-Michel statt. Dort werden an der Außenseite der Gitter auch regelmäßig Photoausstellungen statt. 2013 war die Tour de France Thema, die ihr 100 jähriges Bestehen feierte.
Der Park geht zurück auf die Mutter Ludwig XIII., Maria de Medici. Sie ließ neben dem Park auch das gleichnamige Schloss errichten. Allerdings sollte Maria de Medici die Fertigstellung ihres Palastes nicht mehr erleben. Im Machtkampf mit Kardinal Richelieu unterlag sie und mußte den Weg ins Exil antreten, wo sie 1642 starb. Heute beherbergt das Palais den französischen Senat.
Der Park geht zurück auf die Mutter Ludwig XIII., Maria de Medici. Sie ließ neben dem Park auch das gleichnamige Schloss errichten. Allerdings sollte Maria de Medici die Fertigstellung ihres Palastes nicht mehr erleben. Im Machtkampf mit Kardinal Richelieu unterlag sie und mußte den Weg ins Exil antreten, wo sie 1642 starb. Heute beherbergt das Palais den französischen Senat.
Endpunkt des Spaziergangs - Jardin du Luxembourg mit Blick auf das gleichnamige Schloss
Hier endet unser Spaziergang. Wir hoffen, dass Ihnen unsere Route Freude bereitet hat und Sie vielleicht die ein oder andere noch unbekannte Ecke von Paris auf diese Weise kennengelernt haben. Für Feedback und Kritik sind wir sehr dankbar. Kontaktieren Sie uns.......weiter
Merci et au revoir
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