Street Art im 13. Arrondissement - auf den Spuren von Seth, Janaundjs,Jef Aérosol und Miss.tic:
Zeitgenössische Kunst findet man in Paris im wahrsten Sinne des Wortes an jeder Ecke. Wer sich dafür interessiert, muss nicht unbedingt eine der meist kostenpflichtigen Kunstgalerien aufsuchen. Street Art Künstler verwandeln die graue Wände der Pariser Arrondissements in kleine und große Meisterwerke. In der Seinemetropole hat sich eine aktive urbane Kunstszene etabliert, aus der international bekannte Street Art Künstler wie Seth, Miss.tic oder Jef Aérosol hervorstechen. Es sind aber auch die vielen, weniger oder nicht bekannten Künstler, die mit ihren Kreationen an Graffiti, Mosaiken und Plakaten zum ständigen Wandel beitragen. Leider haben die meisten Kunstwerke eine sehr begrenzte Lebensdauer. Wind und Regen tragen ihren Teil ebenso dazu bei, wie das Entfernen oder Übermalen der meist illegal angebrachten Werke.
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Bevor es losgeht:
Unser Spaziergang beginnt an der Métrostation Les Gobelins. Dort hält die Linie 5. Die Place d'Italie, an der die Linie 6 hält, ist nur wenige Hundert Meter entfernt. Gesamtlänge des Spaziergangs: 3,5 km Zum Bearbeiten hier klicken.
Übersichtskarte 2:
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Im folgenden begeben wir uns auf einen Spaziergang im 13. Arrondissement von Paris. Startpunkt ist die Métrohaltestelle Les Gobelins. Von hier folgen wir zunächst dem Boulevard Arago bis nach mehreren Hundert Metern scharf links die Rue de Julienne wegführt. Gleich am Beginn dieser Straße treffen wir auf das erste Werk unseres Spaziergangs. Der Künstler ist der Franzose Julién Malland, der unter dem Psyeudonym Seth Globepainter mittlerweile auf dem ganzen Globus als Street Artist aktiv ist. Der 1972 in Paris geborene Mallard absolvierte ein Kunstausbildung an der École Nationale des Arts Décoratifs. Seth Globepainter gehört zu den ganz Großen der Szene. Zusammen mit Gaultier Bischoff verfaßte er das Street Art Buch " Kapital", das bis heute als das meist verkaufte Werk in diesem Bereich gilt.
Seth Globepainter - Kind malt einen Regenbogen
Am Ende der Rue de Julienne biegen wir in die Rue Pascal und folgen dieser vorbei am Hopital Broca bis zur Place Claude Bourdet. Dort angekommen, biegen wir links in die Rue des Cordelières und treffen auf ein weiteres Gemälde von Seth Globepainter. An der Seitenwand eines Armenhauses aus dem 19. Jahrhundert malte er einen lebenden Baumstamm auf dessen pilzförmigen Blättern zwei Mädchen sitzen.
Seth Globepainter - Murales in der Rue des Cordenlières
Nur wenige Meter weiter in der Rue Emilie Deslandres befindet sich das flächenmäßig größte Murales Gemälde von Seth auf unserem Spaziergang. Ein Mädchen in einem bunten Regenschirm blickt in eine Phantasiewelt. Seth bereiste über die Jahre unzählige Länder, in denen er mit lokalen Künstlern zusammenarbeitete, Lokalkolorit aufnahm und großflächige Murales schuf. Charakteristisch für ihn sind u.a. die Darstellung von Kindern, die oft realen Vorbildern entsprechen. Er verzichtet jedoch darauf, die Gesichter der Kinder und Jugendlichen in Portraitform darzustellen, sodass sie dem Betrachter sehr häufig den Rücken zu wenden.
Seth Globepainter - Mädchen im Regenschirm
Wir biegen nun nach rechts in die Rue Berbier du Mets und gleich darauf links in die Rue Gustave Geffroy ein. Immer wieder tauchen Street Art Elemente wie Space Invader Kopien an den Wänden auf. Es lohnt den Blick einfach schweifen zu lassen. Sobald wir die Avenue des Gobelins erreichen, folgen wir dieser nach rechts vorbei an der Manufacture des Gobelins bis rechter Hand die Rue Abel Hovelacque abbiegt. Nach etwa 100 Metern findet sich ein Einbahnschild, das der französische Künstler Clet Abraham neu interpretiert hat. Auf dem Querbalken sitzt eine Taube, die gerade ihr Geschäft verrichtet. Die Umgestaltung von Straßenschildern hat den gebürtigen Bretonen, der sein Atelier in Florenz hat, mittlerweile berühmt gemacht. Zahlreiche Zeitungen, darunter die Frankfurter Allgemeine, baten Clet zum Interview. Mittlerweile findet man "seine Verkehrsschilder" in mehreren europäischen Städten, darunter Rom, London und Berlin. Nicht jede Stadtverwaltung reagiert amüsiert über seine Kreationen. Florenz und Pistoia verhängten bereits Geldbusen, was Clet jedoch nicht daran hindert, seinem Stil treu zu bleiben.
Nur wenige Meter weiter treffen wir auf das erste Werk vom österreichisch - französischen Künstler Duo Janaundjs. Hinter dem Pseudonym stehen die Salzburgerin Jana Balluch und der Pariser Jean Sébastien Philippe. Kennengelernt haben sich die beiden 2004 in Madrid. Nach Stationen in der spanischen Hauptstadt sowie Paris lebt das Paar nun in Salzburg. Janaundjs arbeiten vor allem mit zwei Themenschwerpunkten - der urbanen Architektur und ihr Wandel im Laufe der Zeit sowie Portraits. Während in den ersten Jahren beide Themen eher getrennt von einander bearbeitet wurden, sind sie mittlerweile miteinander verschmolzen.
Wir folgen nun der Rue Abel Hovelacque bis wir am Ende den Boulevard Auguste Blanqui erreichen. Wir überqueren den breiten Boulevard geradeaus und folgen der Rue du Moulin bergauf. Auf etwa halber Höhe öffnet sich links die schmale Passage Moulin des Prés.
In der kurzen Gasse befinden sich zahlreiche Werke berühmter Künstler. Einer von ihnen ist Jef Aérosol. Der 1957 in Nantes geborene Stencilkünstler gehört zu den ganz großen Street Art Künstlern und ist zugleich einer der Hauptakteure der ersten Street Artist Generation, die auch als Urban Art bekannt ist. Sein erstes Stencil sprühte er bereits in den frühen Achtziger Jahren in Tours im Loiretal. Als Motive verwendet Jef Aérosol einerseits berühmte Persönlichkeiten wie Elvis Presley, Jimmy Hendrix oder John Lennon, andererseits finden vor allem Personen des alltäglichen Lebens wie Musiker, Bettler etc. Eingang in seine Werke.
Heute lebt und arbeitet Jef Aérosol in Lille. Seine Werke sind hingegen auf dem ganzen Globus zu finden, in Paris ebenso wie in New York, Tokyo und an der chinesischen Mauer.
Heute lebt und arbeitet Jef Aérosol in Lille. Seine Werke sind hingegen auf dem ganzen Globus zu finden, in Paris ebenso wie in New York, Tokyo und an der chinesischen Mauer.
Am Ende der Passage Moulin des Prés findet sich ein Werk des Künstlers Space Invader. Über 1.000 seiner Mosaike soll es mittlerweile alleine in Paris geben. 1988 begann er Figuren aus Spiel Space Invadors in Mosaikform nachzubilden. Laut einem Interview, das er der Huffington Post gab, besitzt der "Space Invader" weder eine Spielkonsole noch hat er Zeit, Videogames zu spielen. Für ihn finden die Spiele im Freien mit Kacheln und Zement statt.
Space Invader - Original und Imitation ?!
Am Ende sehr Passage Moulin des Prés biegen wir nach rechts in die Rue de Bobillot und erreichen nach einigen Metern die Place Verlaine erreichen. Dort biegen wir halbrechts in die Rue de la Butte aux Cailles ein. Gegenüber eines stilvollen Teehauses finden wir die ersten politisch inspirierten Street Art Arbeiten. Von falschen Göttern ist ebenso die Rede wie von vermeintlichen Kriegsursachen und Datenschutz.
Nur einige Straßen weiter liegt die Passage Boiton, die mit einer Vielzahl unterschiedlicher Motive und Kunstwerke aufwartet.
Nicht weit von der Passage Boiton entfernt, liegt die Place de la Commune de Paris. Zahlreiche Cafès umgeben den Platz, der ebenfalls mit Street Art aufwarten kann. Wir biegen am Platz rechts ab und folgen der Rue Buot bergab bis wir die Rue Barrault erreichen. Immer wieder begegnen wir Kunstwerken von bekannten und weniger bekannten Künstlern. Wir folgen der Rue Barrault Richtung Osten und biegen dann in die schmale Passage Sigaud ein. Dort treffen wir auf ein Werk einer weiteren bekannten Pariser Street Art Künstlerin - Miss.tic.
Die Grande Dame der französischen Street Art sprüht seit Mitte der 80 - iger Jahre ihre mittlerweile legendär gewordenen Frauenbilder, kombiniert mit erotisch-poetischen Wortspielen, auf die Wände von Paris. Es ist kein Zufall, dass sich im 13. Arrondissement besonders viele ihrer Arbeiten befinden. Immerhin verbrachte Miss.tic, die mit bürgerlichen Namen Radhia de Ruiter heißt, einen Teil ihrer Kindheit in diesem Viertel. Ihre Kindheit ist von mehreren dramatischen Schicksalsschlägen geprägt. Im Alter von 10 Jahren starben bei einem Autounfall ihre Mutter, ihre Großmutter sowie ihr Bruder. Sie selbst und ihr Vater mussten das folgende Jahr im Krankenhaus verbringen. Als sechs Jahre später ihr Vater einem Herzinfarkt erlag, wurde sie von ihrer Stiefmutter gezwungen, die Schule abzubrechen, um in einem Restaurant zu arbeiten. Dies hatte zur Folge, dass die damals Sechszehnjährige zu Hause auszog und fortan alleine für ihr Auskommen sorgen musste.
Miss.tic - unverwechselbarer Stil
In den 70- ieger Jahren schlug sie sich als Kellnerin durch, spielte Straßentheater bzw. Provokationstheater mit der Gruppe Zéro de Conduite und schrieb lyrische Texte. Politisch steht Radhia de Ruiter linksextremen Kreisen nahe, vor allem der Strömung der Situationisten. Anfang der 80 iger Jahre geht sie nach Kalifornien, wo sie mit der damals gerade entstehenden Hip - Hop Bewegung, Graffitis und Murales in Berührung kommt. Wieder zurück in Frankreich, greift sie die in den USA kennengelernten Strömungen auf und entschließt sich Street Art Künstlerin zu werden. Sie sieht sich als Anarchistin. Fortan wirkt sie unter dem Pseudonym Miss.tic.
Sie arbeitet vor allem mit den Farben schwarz und rot und widmet sich dem Thema Frau bzw. dem Frauenbild in der Gesellschaft. Ihre Portraits stehen meist im Wechselspiel zu ihren Texten, die unterschiedlich wahrgenommen werden, von heiter ironisch bis aggressiv.
Viele ihrer Werke befinden sich in der Rue de Cinq Diamants, der wir nun bis zu ihrem Ende folgen. Von dort ist es nicht weit bis zur nächsten Métro Station an der Place d'italie. Wir hoffen, dass der Rungang Ihnen Freude bereitet und eine andere Seite von Paris nähergebracht hat. Für Wünsche und Anregeungen sind wir Ihnen sehr dankbar!
Merci et au revoir
Sie arbeitet vor allem mit den Farben schwarz und rot und widmet sich dem Thema Frau bzw. dem Frauenbild in der Gesellschaft. Ihre Portraits stehen meist im Wechselspiel zu ihren Texten, die unterschiedlich wahrgenommen werden, von heiter ironisch bis aggressiv.
Viele ihrer Werke befinden sich in der Rue de Cinq Diamants, der wir nun bis zu ihrem Ende folgen. Von dort ist es nicht weit bis zur nächsten Métro Station an der Place d'italie. Wir hoffen, dass der Rungang Ihnen Freude bereitet und eine andere Seite von Paris nähergebracht hat. Für Wünsche und Anregeungen sind wir Ihnen sehr dankbar!
Merci et au revoir