Spurensuche in der Geschichte - Denker und Gelehrte
Córdoba war im frühen und hohen Mittelalter eine der größten und blühendsten Städte Europas. Ewa 600.000
Menschen (doppelt so viele wie heutzutage) zählte die Stadt am Guadalquivir, die über 3000 Moscheen, 300 öffentliche Bäder, 80 öffentliche
Schulen, 20 Bibliotheken sowie 17 Hochschulen verfügte. Córdoba war auch geistiges Zentrum, in dem das Wissen aus der damals bekannten Welt zusammengetragen und weiterentwickelt wurde. Der Islam, der sich innerhalb von 100 Jahren vom Kernland auf der arabischen Halbinsel in alle Richtungen bis Indien im Osten und Spanien / Portugal im Westen ausbreitete, ermöglichte den Austausch von Wissen und Errungenschaften der unterschiedlichsten Kulturkreise. Auf der iberischen Halbinsel sollte sich wie in anderen Teilen des arabischen Großreichs Zentren herausbilden, die maßgeblich dazu beitrugen, Wissen und Wissenschaft voranzubringen, Jahrhunderte bevor im christlichen Abendland die ersten Universitäten gegründet wurden. Córdoba als Hauptstadt des gleichnamigen Emirats bzw. später des Kalifats kam zusammen mit Toledo eine herausragende Stellung auf dem Gebiet der Wissenschaften zu. Vertreter der 3 Weltreligionen - Islam, Christentum und Judentum - lebten und arbeiteten am Hof der muslimischen Herrscher und trugen maßgeblich zum kulturellen Aufblühen Andalusiens bei. Im folgenden sind einige der herausragenden Denker und Gelehrten vorgestellt:
Maimónides - *1135/38 - + 1204

Maimónides gilt als einer der
größten Gelehrten des Mittelalters. Er wurde zwischen 1135 und 1138 in
Córdoba geboren und sollte zum größten jüdischen Universalgelehrten
aufsteigen. Er stammt aus einer wohlhabenden jüdischen Familie, die ihm
eine fundierte Ausbildung im Bereich der Philosophie und
Naturwissenschaften zukommen lässt. Allerdings sollte Maimónides nur
seine Kindheit in Córdoba verbringen. Mit der Machtergreifung der
Almohaden wird die Familie vor die Wahl gestellt, entweder zum Islam zu
konvertieren oder zu emigrieren, wofür sie sich entscheidet. Über
Marokko, Jerusalem, Alexandra führt der Weg nach Kairo, wo er von 1165
bis zu seinem Tode 1204 leben und wirken sollte. Maimónides wählt den
Beruf des Arztes, verfaßt mehrere medizinische Werke und wird Leibarzt
von Sultan Saladin. Neben der Medizin widmet er sich auch religiösen und
philosophischen Themen. Er arbeitet etwa 20 Jahre an seinem Hauptwerk, Führer der Überflüssigen, in dem er zum Schluss gelangt, dass Theologie und Philosophie nicht im Widerspruch stehen dürfen. Als
Maimonides am 13. Dezember 1204 starb, wurde in sämtlichen jüdischen
Gemeinden öffentliche Trauer ausgerufen. Er selbst wählte die Stadt
Tiberias im heutigen Israel als die Stätte seines Grabes.
Ibn Rushd - Averroes - *1126 - + 1198
Ibn Rushd (lat. Averroes) gilt für viele als einer der größten muslimischen Philosophen. Er wurde 1126 in Córdoba in eine malekitische Familie von Rechtsgelehrten geboren. Er studierte Theologie, Recht, Naturwissenschaften sowie Medizin. Sein großes Wissen führt ihn an den Hof des Sultans von Marrakesch, der ihn zum Kadi (dt. Richter) von Sevilla bestimmt und ihm den Auftrag erteilt, das Gesamtwerk des griechischen Philosophen Aristoteles zu kommentieren. Bis zu seinem Tod 1195 wird Ibn Rushd Kommentare zu einem Gutteil der antiken griechischen Philosophen verfasst haben. Ibn Rushd beschäftigte sich auch intensiv mit der Vereinbarkeit von Koran und Philosophie. Er kommt zum Schluss basierend auch auf Stellen des Koran, dass rationales Denken keineswegs verboten, ja im Gegenteil zwingend vorgeschrieben sei. Seine Erkenntnisse und Thesen begründeten seinen bis heute nachwirkenden Ruhm, sie besiegelten aber auch sein Schicksal. Konservative Kreise forderten die Verbannung Ibn Rushd solange bis der Sultan dem Druck nachgab und den großen Gelehrten für drei Jahre nach Lucena südlich von Córdoba verbannte. Kurz nach seiner Rückkehr aus dem Exil starb er 1198 in Marrakesch.
Mohamed al Gafequi:*? - +1165

Mohamed al Gafequi wurde wohl Anfang des 12. Jahrhunderts geboren. Anders als Maimónides oder Ibn Rushd, die er wohl beide kannte, erwarb er sich höchsten Ruhm auf dem Gebiet der Augenmedizin. Er operierte bereits den Grauen Star, entwickelte neue Heilverfahren bei Augenkrankheiten und verfasste u.a. ein Buch über die Augenheilkunde (span. guía del oculista).Das spanische Wort für Brillen, gafas, soll sich von seinem Namen ableiten. Ansonsten ist über den Mann, dem die Stadt Córdoba anlässlich seines 800. Todestages eine Statue widmete, wenig bekannt.