Spaziergang 2 - Von der Stierkampfarena nach Santa Cruz
Unser zweiter Spaziergang beginnt am Ufer des Guadalquivir bei der Stierkampf Arena Plaza de Toros de la Real Maestranza. Sie gilt als eine der schönsten und zugleich ältesten Stierkampfarenen Spaniens. Sie wurde 1761 für 14.000 Zuschauer erbaut.
Während der Feria de Abril kämpfen hier die besten und berühmtesten Torreros wie etwa José Tomás. In der Stierkampfarena lässt George Bizet auch den letzten Akt seiner Oper Carmen stattfinden. Der verzweifelte und gedemütigte Sergeant Don José tötet Carmen, die seine Liebe nicht erwidert. Plaza de Toros de la Real Maestranza
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Bevor es losgeht:
Der Ausgangspunkt des Spaziergangs ist die Stierkampfarena Plaza de Toros de la Real Maestranza am Ufer des Guadalquivir. Die Arena liegt etwa 15 Gehminuten von der Kathedrale und 5 vom Goldenen Turm entfernt. Gesamtlänge: 2,0 km Übersichtskarte 1: Übersichtskarte 2:
Übersichtskarte 3:
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Nach einer Umrundung der Arena nehmen wir die Calle Antonia Diaz, die nach etwa 150 Meter die Calle Arfe einmündet. Wir folgen der Calle Arfe für einige Meter nach rechts bevor am kleinen Platz Puenta del Arenal die Calle Harinas beginnt. Im Verlauf dieser Strasse finden sich zahlreiche prunkvolle Sevillaner Bürgerhäuser mit ihren markanten gelb orangen Fassaden und den stilvollen Stahl - Glas Erkern. In dieser Straße befinden sich auch einige Sprachschulen, die Lage und Atmosphäre besonders schätzen.
Am Ende der Calle Harinas kurz nach Passieren des Hotel Europa erreichen wir eine Kreuzung. An einem der Eckhäuser ist ein Azulejo mit der Jakobsmuschel und der Aufschrift - Camino de Santiago Via de la Plata - angebracht (siehe Photo rechts unterhalb).
Am Ende der Calle Harinas kurz nach Passieren des Hotel Europa erreichen wir eine Kreuzung. An einem der Eckhäuser ist ein Azulejo mit der Jakobsmuschel und der Aufschrift - Camino de Santiago Via de la Plata - angebracht (siehe Photo rechts unterhalb).
Impressionen aus Sevillas Straßen
Die Via de la Plata bezeichnet heute jenen Teil des Jakobsweges, der von Sevilla nach Santiago de Compostela führt. Bereits in iberokeltischer Zeit, also lange vor dem Aufkommen des Christentums, wurde diese bedeutende Nordsüdverbindung rudimentär angelegt. Die Römer bauten den Pfad zu einer Militärstrasse aus. Die Mauren wiederum übernahmen sowohl den Weg als auch den lateinischen Namen via. Das Plata jedoch leitet sich nicht von Silber (span. plata), sondern von bal - latta ab, was in etwa breiter Weg bedeutet. Heute ist der Pilgerweg etwa 1000 km lang und führt von Andalusien über Kastillien nach Gallizien.
Wir biegen an der Kreuzung nach rechts und nach 10 Metern vor der Bar Boca a Boca nach links in die Calle nueva, der wir bis zur Plaza nueva folgen.
Wir biegen an der Kreuzung nach rechts und nach 10 Metern vor der Bar Boca a Boca nach links in die Calle nueva, der wir bis zur Plaza nueva folgen.
Rathaus - Ayuntamiento von Sevilla
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An der Plaza nueva befindet sich das Ayuntamiento (dt. Rathaus). Es wurde im 16. Jahrhundert errichtet und spiegelt den Reichtum Sevillas als Hafen für die Amerikaflotten wider. Die Fassaden des Ayuntamiento variieren sehr stark in ihrer kunsthistorischen Bedeutung.
Während die Front zur Plaza hin eher schmucklos wirkt, beeindruckt besonders die Ostfassade, die im Stil der spanischen Renaissance gestaltet ist. Es empfiehlt sich am besten das Rathaus von der Plaza nueva kommend rechter Hand zu umrunden. Auf diese Weise sieht man einige prunkvolle Gebäude wie das Edificio Renta Antigua Lopez y Brea sowie die pompösen Bankgebäude der Banco de España sowie in weiterer Folge der CajaSol. |
Die Ostseite des Rathauses beeindruckt mit seiner prunkvollen Fassade im plateresken Stil(siehe Photo rechts). Dieser Kunststil tritt Ende des 15. Jahrhunderts auf und dominiert für etwa ein Jahrhundert die spanische Architektur. Er entstand aus einer Vermischung von gotischen, maurischen und italienischen Frührenaissanceelementen. Seinen Namen erhielt er auf Grund der ihn kennzeichnenden reich verzierten und stark gegliederten Fassaden, die an filigrane Silberschmiedearbeiten (span. plateros) erinnern.
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Detailansicht der Rathausfassade
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Klassizistisches Gebäude in der
Calle Sierpes |
Der Platz vor der Prunkfassade (Plaza San Francisco) diente über die Jahrhunderte als Fest- und Turnierplatz, Stierkampfarena und Ort, an dem die Opfer der berüchtigten Inquisition auf dem Scheiterhaufen ein tragisches Ende fanden. Heute finden an der Plaza Märkte und Wechselausstellungen statt. Vom Ayuntamiento spazieren wir nun nach Norden und folgen der Calle Sierpes. In ihrem Namen findet sich die Schlange (span. serpiente), da sich die Gasse wie eine Schlange gekrümmt Richtung Norden schlängelt. Während der Sommermonate überspannen Sonnensegel die Straße. Rechter Hand befindet sich ein prunkvoller Bau aus der Zeit des Klassizismus. Die gelbe dreigeschossige Fassade ist mit Arkaden und Säulen gegliedert und reich verziert. Besonders schön ist die Glaskuppel im Inneren, die man vom Bekleidungsgeschäft Desigual, das sich im Erdgeschoss befindet, bestaunen kann.
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Kurz nach dem klassizistischen Gebäude biegen wir nach rechts in Calle Sagasta ein und erreichen nach weiteren 100 Metern die Plaza del Salvador.
Der Platz erhielt seinen Namen von der gleichnamigen Kirche, die aus dem 17. Jahrhundert stammt. Durchschreitet man einen Durchgang links der Kirchenfassade, so gelangt man in einen Orangenhof, der teilweise von Säulen und Arkaden aus römischer und westgotischer Zeit eingerahmt ist. An der Stelle der jetzigen Kirche wurde hier wohl noch im 4. Jahrhundert eine erste christliche Kirche errichtet, die als Kathedrale von Sevilla diente. Man weihte sie San Vicente und Santa Jerusalem. Während der Westgotenherrschaft wurden hier zwei bedeutende Synoden (590 und 619) abgehalten.
Einer der größten christlichen Denker des 7. Jahrhunderts, der Heilige Isidorus, stand als Bischof der Gemeinde von Sevilla vor und hatte hier seinen Sitz. Der 560 in Cartagena geborene Isidorus verfaßte mit seiner Enzyklopädie Etymologiarum sive originum libri XX ein Monumentalwerk, das neben christlichem Gedankengut vor allem das noch um 600 vorhandene Wissen der Antike mit einband. Er gilt als der letzte große Kirchenvater und wurde 1598 heilig gesprochen. |
Kirche San Salvador
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Innenhof von San Salvador
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Als 711 das Reich der Westgoten unter dem Druck der arabischen Angreifer zusammenbrach, begann die Zeit des Islam. Die Kathedrale wurde in eine Moschee umgewandelt. Diese wurde nach Süden Richtung Mekka ausgerichtet. Von der Moschee haben sich neben einigen Bauelementen nur mehr ein Teil des Orangenhofs erhalten.
Mit der Rückeroberung Sevillas durch Ferdinand III. 1248 wird die Moschee in eine christliche Kirche umgewandelt, wobei zunächst kaum bauliche Veränderungen vorgenommen werden. Einzig die Ausrichtung des Kultbaus wird von Süden Richtung Osten nach Jerusalem geändert. In den Folgejahrhunderten erfolgt jedoch die Umgestaltung zum aktuellen Bau. |
Vor der Kirche, nach der Kathedrale die größte Sevillas, wurde 1924 ein Bronzedenkmal für Bildhauer Juan Martínez Montañés (1568 - 1649) errichtet. Der aus Jaén stammende Künstler gilt als einer der berühmtesten Vertreter der sog. Bildhauerschule von Sevilla. Sein strenger Blick richtet sich auf die Kirche Nuestra Senora del Montserrat mit ihrer Barockfassade.
Wir verlassen die Plaza del Salvador durch die schmale Calle Cordoba. Nach etwa 100 Metern biegen wir an der T Kreuzung nach rechts und erreichen nach einigen Metern die Plaza Jesus de la Passion. Besonders schön ist das westliche Eckhaus mit seiner Fassade. Azulejos, ein maurisches Erbe, zieren einen Gutteil der Front. Vorbei am Cafè Europa, das im Jahre 1925 eröffnet wurde und mit einer stilvollen Inneneinrichtung aufwarten kann, folgen wir der Calle Alcaicería bis wir die Plaza Alfalfa erreichen.
Über diesen Platz verlief in römischer Zeit der Cardo maximus, die wichtigste und breiteste Nord - Südachse einer jeden römischen Stadt. Von den zahlreichen Tempeln hat sich nichts erhalten. Viele der Säulen und Steinblöcke wurden von den Mauren für die Errichtung ihrer Paläste, Bäder und Moscheen entwendet. Auch diese Plaza verwandelt sich abends zu einer beliebten Partymeile. Wir verlassen den Platz durch die Calle Alfalfa und biegen nach etwa 20 Metern bei der gleichnamigen Bar rechts in eine kleine Gasse ein. Die kleine Eckbar ALFALFA lohnt einen Besuch. Die typischen Iberico Schinken hängen von der Decke, kleine Plastikbehälter an den Schinken sammeln das auslaufende Fett auf. An den Wänden über der Bar lagern von Staub bedeckte Rotweine, großteils aus der Extremadura.
Etwa 100 Meter, nach wir an der Bar Alfalfa der gleichnamigen Strasse gefolgt sind, erreichen wir den kleinen Platz Rey Don Pedro. Eine Büste in einer der Hausmauern erinnert an König Peter . Vom Platz führen mehrere Strassen sternförmig in alle Richtungen. Wir folgen jedoch der schmalen Gasse Corral del Rey. Am Ende dieser Strasse erreichen wir das Gebäude der Fundacion Gota de Leche. Links davon folgen wir der schmalen Gasse Argote de Molina und biegen bei der zweiten Möglichkeit (bei Kachel in Hausmauer mit Aufschrift Casa N0 1) links ab. Zur Kontrolle, ob man richtet ist, kommt nach einigen Metern ein Haus mit grünen Azulejos und dem Schriftzug "Bamberg". Wir spazieren der Calle Aire entlang bis sich linker Hand ein kleiner Platz öffnet.
Drei römische Säulen, deren Basen weit unter dem heutigen Strassenniveau liegen, zeugen von der langen Geschichte Sevillas. Die meisten Säulen des Tempels wurden im Laufe der Jahrhunderte für andere Gebäude verwendet. Die drei verbliebenen lassen aber die Größe des einstigen Tempels erkennen. Zwei der bedeutendsten römischen Kaiser, Trajan (98 - 117 n. Chr.) sowie Hadrian (117 - 138 n. Chr.) stammen aus dem nahen Italica. Unter Trajan erreichte das römische Imperium seine größte Ausdehnung, während Hadrian besonders als Bauherr in die Geschichte einging. Das Pantheon in Rom oder der Hadrians Wall in Schottland wurden während seiner Herrschaft errichtet. Die beiden Imperatoren ließen auch in ihrer Heimatprovinz, der Betis, zahlreiche Bauten errichten und erneuern.
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Römische Säulen
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Von den römischen Säulen ist es nicht mehr weit bis zum Endpunkt unseres Rundgangs. Der Calle Fabiola folgend erreichen wir nach etwa 300 Metern die Calle Santa Maria la Blanca vor der sich ein dreieckiger Platz öffnet. Zahlreiche Bars laden zum Verweilen ein. Wer noch etwas Energie für einen Kirchenbesuch hat, sollte einen Blick (Eintritt 1 €) in die Kirche Santa Maria werfen, die durch ihr prunkvolles Innere besticht.
Wir hoffen, dass Ihnen unsere Route Freude bereitet hat und Sie vielleicht die ein oder andere noch unbekannte Ecke von Sevilla auf diese Weise kennengelernt haben.
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Gracias y Hasta pronto!